Unser Eigen

Wir sitzen da wie in einem Wartezimmer. Das Licht ist warm, die Jukkapalmen sind grün und alle sind angenehm gepflegt gekleidet. Keiner ist krank – zumindest nicht, dass ich es wüsste – und alle flüstern sich etwas zu. Schön ist das irgendwie. Doch plötzlich fängt Tati an, ganz leise zu weinen.

“Frau Timmann, geht es ihnen gut?”, fragt die Stimme von gegenüber.

“Ich bin so froh, dass sie gekommen sind!”, antwortet Tati.

Es ist Freitag, der fünfundzwanzigste September Zweitausendundfünfzehn (in Zahlen: 25.09.2015), 15:30 Uhr – über zweieinhalb Jahre, fast 1000 Tage haben wir nun auf diesen Moment gewartet. Wir haben hunderte Seiten E-Mails und Briefe verfasst, unzählige Anrufe getätigt, haben mit zahllosen Menschen gesprochen, vor Türen geklingelt und an etliche Fenster geklopft. Schon zwei Mal wäre es fast soweit gewesen. Erst letztes Jahr – alles war geklärt, ein halbes Jahr arbeit steckten in dem Haus – doch drei Tage vor dem Notartermin kam eine Absage. Wie viele Häuser wir noch besucht haben? Das ist nicht mehr wichtig. Viele von ihnen stehen nicht einmal mehr.

Doch jetzt sitzen wir hier, in diesem Zimmer in Bergedorf, an diesem großen Tisch. Der Café ist streng, aber nicht zu streng, das Wasser perlt und der Notar verliest den Kauf-Vertrag. Wir sind nur eine Unterschrift von unserem Traum entfernt und ich freue mich, dass der Notar so schnell liest, als ob er seine Hochzeit vergessen hätte, die in wenigen Minuten stattfinden wird.

Dann ist es soweit: In ein paar Worte kann ich nicht fassen, was es für uns bedeutet, nun endlich dieses eine Haus am Altengammer Hausdeich unser Eigen nennen zu dürfen. Es wird viel Arbeit auf uns zukommen, und wir sollten noch lange warten müssen, bis wir auch final im Grundbuch stehen, aber das ist jetzt alles nicht wichtig. Jetzt sind wir einfach nur glücklich.