“Nene, brauchen wir nicht!”, sage ich, nachdem mir Tati ein paar kurze Erklärungen zu einem ganz heißen Haustipp geemailt hat. “Zu klein, zu weit weg, keine Scheune.”
“O mein Gott!”, sage ich mit weit aufgerissenen Augen ein paar Tage später an genau diesem Haustipp eines Bekannten von uns und schleiche mich Hand in Hand mit Tati an dem Fachwerkgiebel am Deich entlang (wir sind paranoid; da wir schon “eine Menge” auf der Suche nach unserem Haus erlebt haben, sind wir, was Hausbesuche angeht, immer sehr, wenn nicht sogar sehr sehr vorsichtig geworden).
Ich kann meinen Augen nicht trauen. Liebe auf den ersten Blick. Auch bei Tati (wenn das nur bei uns beiden so einfach gegangen wäre). Das alte Fachwerk am Wirtschaftsteil, die Groot Dör, die alten Fenster, das schöne Reetdach, und vorne, mein Gott, ich komme aus dem Staunen nicht raus, ein zum Deich hin abgeknickter Giebel mit einer Deichbrücke ins Haus. Überall Fachwerk, Vorkragungen, alte Fensterbeschläge, und eine reich verzierte Tür, ich kann nicht mehr. Das will ich haben. Und dahinter: ein kleiner Wald. Mehr geht nicht. Direkt an der Elbe. Altengamme, Borghorst, Süßwasserwatt, Dreiländereck. Hamburg, Schleswig, Niedersachsen. Alles Gute vor der Haustür. Ich sehe schon unser florierendes, kleines Hotel (mal sehen, Stichwort Ironie). Die Internetseite ist quasi schon fertig. Ich freue mich. Ich kann es nicht glauben.
Im Auto auf dem Rückweg nach Hause schießen uns weiter Ideen und Pläne in den Kopf. Der Deich endet erst hinter dem Horizont und wir fahren und fahren und fahren. Altengamme, das ist für uns jetzt das verheißene Land. Insofern auch interessant, als ich einst ein Buch über einen Pastor aus Altengamme mit einem Bauernhaus angefangen habe zu schreiben. Jetzt muss ich wohl in der Realität weitermachen.
“Wir nehmen es.”, drei Worte, die unser Leben verändern werden.
“Gut, dann klären sie jetzt alles und wir sprechen uns die Tage.”, die Maklerin freut sich auch.