Nachdem wir nun also geklärt hatten, dass wir das Haus haben wollen, mussten wir nun die nächsten Schritte einleiten. Und das heißt bei so einem Haus: Denkmalschutz.

Das Haus ist aus dem Jahre 1715 (Zum Geburtstag viel Glück! – exakt 300 Jahre also dieses Jahr), einige Balken aus der Trägerkonstruktion sind wohl noch älter (ca 1645). Es ist ein sogenanntes Hufnerhaus. Der Hufner war der Besitzer der Hufen, die damals ein Landmaß waren. Dieses Land bewirtschaftete er und sein Haus war eben das Hufnerhaus. In diesem Haus hausten Mensch und Tier unter einem Dach. Im vorderen Teil des Hauses wohnte die Familie, die das land bewirtschaftete, mit ihren Eltern. In der großen Diele fand im Haus das familiäre Leben statt. Hier versammelte man sich, kochte, aß und ging zum Beispiel auch dem Handwerk (Korbflächten, Nähen, Stricken usw.) im Winter nach. Im Wirtschaftsteil wurde neben der Viehhaltung auch das Korn gedroschen und auf dem Dachboden das Heu gelagert. Die Tiere im Haus hatten übrigens den positiven Nebeneffekt, dass die Temperatur im Haus dadurch um einige Grad angehoben wurden. Das war im Winter nicht ganz verkehrt, wo doch das Innere des Hauses eh schon nur wenige Grad wärmer war als draußen.

Das Besondere des Hauses, und in der Form tatsächlich in den Vier- und Marschlanden auch Einzigartige, ist der zum Deich hin abgeknickte Giebel mit Deichbrücke. Das heißt, man kommt über diese Deichbrück direkt in das Obergeschoss des Hauses. Desweiteren, und das wird uns Herr Schett vom Denkmalschutzamt auch noch bestätigen, können wir nur von Glück oder höherer Führung sprechen, dass an dem Haus kaum etwas “verbaut” wurde. Das heißt, der Originalzustand sowohl innen als auch außen ist so gut wie erhalten geblieben. Das alte Fachwerk, alte Dielenböden, Vertäfelungen, und sogar die alten Türen der Alkoven (Kammern in denen die Menschen früher schliefen) sind noch erhalten. Von daher hat es sich wohl gelohnt, dass wir so lange auf dieses Haus warten mussten. Besonders stolz macht mich die Tatsache, dass ich in mittlerweile einigen Büchern über die Vier- und Marschlande (und ich habe eine Menge davon) dieses Haus mit teils ausgeschmückten Erläuterungen und vielen Bildern wiedergefunden habe.

“So, jetzt gebe ich ihnen erst einmal mindestens zehn Gründe, warum sie dieses Haus auf gar keinen Fall kaufen sollten!”, so stellt sich Herr des Denkmalschutzamtes, Herr Schett, ganz lässig vor. Er trägt einen Hut, der von Understatement zeugt. Der Rest seines Kleidungsstils ist – würde ich sagen – eher praxisnah veranlagt.

Er erzählt etwas von dem Mauerwerk und seinen Gefachen, den Schwellbalken, dem Reetdach, den dürren Sparren, Feuchtigkeit, langem Atem, viele Überraschungen und so weiter und sofort. Doch mir wird nicht schlecht, als ich das hören. Denn – und das ist vielleicht auch der Vorteil, dass wir so lange gesucht haben – das habe ich alles schon 1000 Mal gehört. Nicht, dass es das besser macht. Aber beim Planen hat dieses Wissen doch einen gewissen Vorteil.

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Dann gehen wir um das Haus und durch jeden Raum im Haus und erzählen, was wir so planen. Ein Raum für Kunst und Kultur, ein Café vielleicht, Ferienwohnungen, mal schauen. Ein schönes Haus, sagt auch Herr Schett. Schön, dass hier nicht viel verbaut wurde. Ja, das ist schön.

Dann klären wir noch einige Hausnummern (so nennen wir das immer), also was ungefähr wie teuer werden könnte. Genau kann man das natürlich nicht sagen. Aber die Bank braucht für die Finanzierung ja wenigstens einige Anhaltspunkte.

Und das Schönste kommt am Ende, als Herr Schett sagt, dass er sich das hier sehr gut als “Ausflugslokal” vorstellen kann.

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